Der große Plan: Alltag und Herrschaft in der DDR 1949-1961 by Stefan Wolle

Der große Plan: Alltag und Herrschaft in der DDR 1949-1961 by Stefan Wolle

Autor:Stefan Wolle
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
Tags: Geschichte nach Themen, Europa, SBZ & DDR, DDR, Hand- & Jahrbücher, Deutschland, Lexika, Deutsche Geschichte, Alltagsgeschichte, Politik & Geschichte, Geschichte nach Ländern, Deutsche Politik, Schule & Lernen
ISBN: 9783861537380
Herausgeber: Ch. Links Verlag
veröffentlicht: 2013-08-20T22:00:00+00:00


Korea

Ab 1950 waren die Augen der Weltöffentlichkeit auf Korea gerichtet. Der Krieg dort spielte Anfang der fünfziger Jahre im Weltbewusstsein eine mindestens ebenso große Rolle wie zwanzig Jahre später der Krieg in Vietnam. Die Gefahr, dass sich aus dem regionalen Konflikt ein Weltkrieg entwickeln könnte, war objektiv sogar noch größer und wurde subjektiv intensiver wahrgenommen.

Aus dem militärischen Zusammenbruch Japans im August 1945 war Korea als geteiltes Land hervorgegangen. Im Norden des ehemals japanischen Protektorats stand die Sowjetarmee, die in ihrer letzten großen Offensive über die Mandschurei bis an den Stillen Ozean vorgestoßen war. Im Süden Koreas war die US-Armee gelandet, um die restlichen japanischen Truppen zu entwaffnen. Eilig und ohne Rücksicht auf die örtlichen Gegebenheiten hatten die Siegermächte entlang des 38. Breitengrades die Demarkationslinie festgelegt. In naher Zukunft plante man Wahlen und die Bildung einer gemeinsamen Regierung für ganz Korea. Doch wie in Deutschland gingen die Wege der beiden Landeshälften im Zeichen des globalen Ost-West-Konfliktes immer weiter auseinander. Im Norden errichteten die Kommunisten ihre Macht, im Süden kam unter amerikanischer Ägide das korrupte und autoritäre Regime von Syngman Rhee ans Ruder. Jörg Friedrich schrieb in seinem Buch über den Koreakrieg schlicht von einer »Kleptokratie«.372 Nord- und Südkorea beanspruchten beide das Recht, für ganz Korea zu sprechen, und bestritten der Gegenseite das Existenzrecht. Der Ausbruch eines offenen Krieges war nur eine Frage der Zeit, zumal sich sowohl Amerikaner wie Sowjets 1949 von der koreanischen Halbinsel zurückgezogen hatten.

Im Morgengrauen des 25. Juni 1950 eröffneten die nordkoreanischen Truppen entlang des 38. Breitengrads das Artilleriefeuer. Dann rückte an der gesamten 200 Kilometer langen Front eine Armee mit insgesamt etwa 120 000 Mann und 150 Panzern sowjetischer Bauart in Richtung Süden vor. Kampfflugzeuge griffen Ziele in Südkorea an. Binnen kurzer Zeit besetzten die Kommunisten Seoul, die Hauptstadt des Südens. Der Herrschaftsbereich der südkoreanischen und der eilig aus Japan herangeführten amerikanischen Truppen schmolz auf einen kleinen Brückenkopf an der südlichen Spitze der Halbinsel zusammen. In Washington war die Aufregung groß. Der dreiste kommunistische Überfall schien die Weltmacht USA herausfordern zu wollen. Zudem waren die Amerikaner der Ansicht, die Sowjetunion stecke hinter der Offensive Nordkoreas. Wenn sie jetzt nicht handeln würden, meinte die Truman-Administration, sähe das Moskau als Freibrief, seine konventionelle Übermacht auch in Europa ins Spiel zu bringen. Jörg Friedrich zufolge war für Truman die Erfahrung der gescheiterten Appeasement-Politik der dreißiger Jahre maßgeblich. Die Westmächte hatten damals geglaubt, Hitlers Aggressionsgelüste befriedigen zu können. »Man hatte sich Frieden erkaufen wollen mit einer Nachgiebigkeit nach der anderen und dadurch einen Krieg eingehandelt, der nur über Meere von Blut zu gewinnen war … Zehn Jahre früher hatte man Hitler mit vier Divisionen zwischen Koblenz und Köln kleingekriegt. … Der Rhein von 1935 war der 38. Breitengrad von 1950.«373

Im September 1950 gingen im Süden Koreas amerikanische Truppen an Land, und die Front rollte zum zweiten Mal, diesmal in umgekehrter Richtung, über die Halbinsel. Ausgestattet mit einem UN-Mandat überschritten die Amerikaner und ihre südkoreanischen Verbündeten sowie Truppen anderer westlicher Nationen die alte Demarkationslinie am 38. Breitengrad und trieben die kommunistischen Verbände bis an den Yalu, den Grenzfluss zwischen Korea und der Mandschurei, zurück.



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